Generalvikar Tesfaye Petros aus Äthiopien zu Besuch
Das Schwerpunktland des diesjährigen Sonntags der Weltmission ist Äthiopien. Im Rahmen der schulpastoralen Arbeit hatten wir dank Pfarrer Weber die große Freude, Pfarrer Petros in Begleitung von missio-Diözesanreferent Tomasz Welke am 26. September zu Besuch zu haben, der den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 9 und 10 von seinem Heimatland und seiner Mission berichtete sowie deren Fragen beantwortete.
Pfarrer Petros stellte anhand einer Präsentation zunächst sein Land vor. Äthiopien gilt als Wiege der Menschheit und Ursprungsland des Kaffees.
Dazu ein paar Fakten:
- 100 Millionen Einwohner
- flächenmäßig drei Mal so groß wie Deutschland
- 80 verschiedene ethnische Gruppen mit unterschiedlichen Sprachen und Traditionen
- 64 % der Äthiopier sind jünger als 25 Jahre
- 51% der Menschen können nicht lesen
- 43,5 % der Äthiopier bekennen sich zur äthiopisch-orthodoxen Tewahedo-Kirche, nur 0,7 % sind katholisch
- die katholische Kirche ist dort sehr aktiv und betreibt 87 Gesundheitseinrichtungen, 400 Bildungsstätten und eine Universität
- ca. 1 Million Flüchtlinge leben dort, die meisten aus dem Südsudan, Somalia oder Eritrea
- Äthiopien ist trotz viele Reformen eines der ärmsten Länder der Welt
Gebürtig ist Pfarrer Tesfaye aus Zentraläthiopien und gehört dem Stamm der Oromo an. Er selbst hatte das Glück, als Sohn einer Krankenschwester und einen Lehrers geboren zu werden, sodass er wie er sagte, alle Chancen hatte. Als Messdiener lernte er einen italienischen Priester kennen, der den Armen geholfen hat. Diese selbstlose Hilfe für andere hat ihn nachhaltig so beeindruckt, dass er sich entschied, auch Priester zu werden.
Sein Weg hat ihn nach Gambella, in die Grenzregion zum Südsudan geführt. „Viele werden hierhin strafversetzt, für mich ist es ein Paradies“, erzählt Pfarrer Tesfaye Petros über sein Apostolisches Vikariat in Gambella. Diese Region ist eine unterentwickelte und schwierige Region: Nicht nur die Temperaturen um die 50 Grad sind eine Herausforderung, sondern auch Krankheiten wie Malaria, gefährliche Tiere wie Löwen und Krokodile oder auch Unruhen zwischen den unterschiedlichen Stämmen. So ist es kein Wunder, dass viele Menschen nicht in dieser Region arbeiten wollen, doch Pfarrer Petros hat sich nicht davon abbringen lassen und ist freiwillig dort hingegangen, um die pastorale Arbeit aufzunehmen.
Die Bildung ist ein zentrales Thema seiner Arbeit. Mit einfachen Mitteln wurde ein Kindergarten etabliert, der auch als Versammlungsort genutzt wird. Treffpunkt ist nicht etwa ein Gebäude, sondern der schattige Platz unter einem Tamarindenbaum.
Viele Männer wollen nicht, dass ihre Kinder Schulen besuchen. Vor allem die Mädchen haben es nicht leicht, da sie mit 13 oder 14 Jahren verheiratet werden sollen. Doch die Bildung der Mädchen bedeutet Bildung der Zukunft, da diese die zukünftigen Mütter sind, die ihre Kinder in die Schule schicken werden. Frauen halten die Familien zusammen und sorgen für alles. Auf der anderen Seite werden sie aber auch von ihren Männern unterdrückt und geschlagen und müssen damit leben, dass ihre Männer auch andere Frauen haben.
Mit einem Augenzwinkern berichtete Pfarrer Petros, dass er nicht nur Priester sei, sondern auch Fahrer und Arzt. So kümmert er sich nicht nur um die Ausbildung der Katecheten, sondern übernimmt aufgrund der schlechten medizinischen Versorgung auch Krankentransporte oder gibt Malariamedikamente aus.
Wir wünschen Pfarrer Petros weiterhin viel Freude bei der Arbeit, den Mut, die täglichen Herausforderungen als Chance zu sehen und engagierte Mitarbeiter in „seinem“ Paradies.
Heike Sonnen Heike Sonnen