Preisverleihung im Schülerzeitungswettbewerb
Erst konnten wir’s kaum fassen - dann kaum erwarten:
unsere Reise nach Berlin zur Entgegennahme des 1. Preises im Schülerzeitungswettbewerb.
Mittwoch 19. Juni, abends kurz nach 22 Uhr fing das Abenteuer an:
Die Fahrt mit dem Flix-Bus.
Wir bestiegen in Trier den Bus, der uns über Nacht in die Bundeshauptstadt bringen sollte. Die erste Herausforderung bestand darin, sich für die Nacht auf den engen Sitzen häuslich einzurichten. Für die älteste und die jüngste Teilnehmerin, sprich Frau Fink und Nora Ostermann war das kein Problem – für den „Rest“ unseres Teams - normalwüchsige Menschen über 1,6 0m Körpergröße - gestaltete sich die Sache schon komplizierter: Ob gefaltet, gewickelt, gerollt - eine wirklich bequeme Schlafhaltung ließ sich nicht finden. Akustisch untermalt wurde die nächtliche Sinfonie durch das monotone Motorgeräusch und zu später Stunde durch eine abwechslungsreiche Sinfonie von Schnarch- und Röchelklängen vieler unbekannter Mitmenschen, die sich mit uns auf den Weg nach Berlin gemacht hatten. Über andere Sinneswahrnehmungen in einem knallvollen Bus wollen wir uns an dieser Stelle nicht weiter auslassen. .... Es war halt ziemlich warm ...
Gegen 9.30 Uhr kamen wir am Busbahnhof in Berlin an. Mit Sack und Pack machten wir uns bei leichtem Niederschlag auf den Weg ins Hotel. Noch ahnten wir nicht, dass dieser Nieselregen die vorläufig erste und einzige „Dusche“ für den Rest des Tages sein sollte. Im Hotel angekommen, wurde uns nämlich eröffnet, dass wir unsere Zimmer erst um 15 Uhr beziehen können.
Wie sollte das gehen?
Um 13.30 Uhr mussten wir nämlich gewaschen und gekämmt in feinem Tuch zum Bundesrat aufbrechen, wo wir uns eine Stunde vor Beginn der Zeremonie einzufinden hatten. Nach einer unerfreulichen Auseinandersetzung an der Rezeption stellten sie uns schließlich zwei Zimmer zur Verfügung, in denen wir uns - vier Männlein und acht Weiblein - auf die Schnelle (weil noch eine andere Gruppe wartete) - zurechtmachen konnten.
Der Haken: Die beiden Ausweichzimmer liegen im 6. Stock - und der Aufzug ist defekt .... Uns blieb keine Wahl: Schwitzend, schnaufend (und fluchend) schleppten wir uns und unser Gepäck die Treppen rauf. In der 6. Etage stellten wir fest: Die Stimmung war im Keller geblieben!
Gut, dass uns keine Zeit blieb, darüber nachzudenken. In Windeseile machten wir uns zurecht, so gut es eben ging - mit 12 Leuten in zwei kleinen Zimmern innerhalb einer Stunde! Und es ging - irgendwie! Pünktlich standen wir - top gestylt - abholbereit in der Lobby. Schließlich sollte keiner merken, dass wir vom Land kommen ...
Leider holte uns niemand ab ... Der angekündigte Shuttle existierte wohl nur auf dem Papier ... (fake news??). Hätten wir nicht Herrn Barth, unseren wandelnden Stadtplan, wären wir niemals pünktlich zum Ziel - also Bundesrat - gekommen. Wenn überhaupt!
Wir waren am Ziel!
Wir reihten uns in die lange Warteschlange ein; mussten die Sicherheitsschleuse passieren. Unseren beiden Chefredakteuren, Annemarie Gontscharow und Leon Sanoske, wurde ein Platz im Plenarsaal zugewiesen; alle anderen durften die Zeremonie von der Zuschauertribüne aus verfolgen. Spätestens jetzt waren Pleiten, Pech und Pannen vergessen!
In einer sehr schönen, lockeren und trotzdem festlichen Feierstunde wurden die Preisträger nach und nach aufgerufen. Jeweils ein Laudator würdigte die jeweilige Schülerzeitung mit (mehr oder weniger passenden) Lobesworten und Bundesratspräsident Günther händigte den Chefredakteuren die Urkunde aus. Die Feier wurde von sehr ansprechenden Darbietungen einer Musik- und einer Tanzschule umrahmt.
Wie es bei Stars üblich ist, wurden wir im Anschluss daran zum Fototermin und Fernseh- und Radio-Interviews gebeten (u. a. mit dem SWR-Hauptstadtkorrespondenten). Nach einem Autogramm hat uns allerdings niemand gefragt.
Bundesratspräsident Bundesratspräsident Daniel Günther überreicht unseren Chefredakteuren Annemarie Gontscharow und Leon Sanoske den 1. Preis im Beisein des Laudators Stefan Dammann vom Weser-Kurier. (VIDEO)
Alle angereisten Schülerredakteure der besten Zeitungen Deutschlands auf einen Blick - im Sitzungssaal des Bundesrates.
Nach dem obligatorischen Gruppenbild mit allen nach Berlin gereisten Mätthi-Redakteuren ...
... mussten einige Teilnehmer der Presse Rede und Antwort stehen.
Thomas Simon, Korrespondent des SWR in Berlin, machte ein Radiointerview, das bei SWR4 gesendet wurde. (AUDIO)
Alles dreht sich um Europa.
Noch lange nicht genug der Ehrung: Am Spätnachmittag wechselten wir den Schauplatz. Im Haus der Europäischen Kommission erwartete uns ein Vortrag über die Bedeutung Europas. Anschließend gab’s ein exotisches Büfett (war lecker, aber definitiv nicht europäisch)! Für die locker entspannte Stimmung sorgte ein Dixieland-Trio mit Sängerin. Wir hätten bis 22 Uhr bleiben dürfen, aber gegen 20.30 Uhr fielen uns an den Stehtischen förmlich die Augen zu. Wir machten uns auf den Rückweg ins Hotel, schnappten das im Keller gelagerte Gepäck und schleppten es erneut die Treppen rauf. Diesmal „nur“ fünf Etagen, wo die für uns reservierten Zimmer lagen. „Ein Königreich für ein Bett.“ Nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht hatten wir immerhin einen 24-Stunden-Tag hinter uns!
Der Schülerzeitungskongress.
Und Freitagmorgen gegen 6 Uhr war diese Nacht auch schon wieder zu Ende. Wie es sich für „rasende Reporter“ gehört, mussten wir kurz vor 8 Uhr auschecken und uns – wieder mit dem gesamten Gepäck - auf den Weg ins Friedrich-Ebert-Haus machen. Dort erwartete uns das Tagesprogramm in Form einer „Fishbowl-Diskussion“ mit namhaften Presseleuten und einem Workshop. Dieser bestand aus zwei Teilen: Teil 1 zum Themenbereich „Pressefreiheit in Deutschland bzw. in Europa fand im Haus der Europäischen Kommission statt. Nach einer Stippvisite im Bundespresseamt gab es einen fließenden Übergang zu Thema 2 „Lobbyismus“. Im Verlauf einer kleinen Tour durch das Regierungsviertel wurde uns gezeigt und erklärt, was Lobbyismus überhaupt ist.
Inwieweit große Wirtschaftskonzerne Einfluss auf die Politik nehmen, bzw. die Regierung eines Landes die Vereinbarkeit zwischen wirtschaftlichen und sozialen Interessen kontrolliert und welche Rolle die Presse dabei einnimmt, war uns nicht wirklich bewusst.
Die Thematik - die zugegebenermaßen auch teilweise über unsere Köpfe hinwegging - ist komplex aber auch sehr interessant. Leider bleiben Zusammenhänge und Vernetzungen zwischen beiden Größen sowohl der Presse und dann erst recht einem kleinen Schülerzeitungsredakteur aus der Eifel größtenteils verborgen.
Leckeres Essen und Akrobaten
Schmackhaft gemacht wurde uns das alles durch leckere Snacks zwischendurch, ein komplettes Mittagessen (mit 2 Nachtisch-Speisen!) und die Aussicht auf Sandwiches nebst einem riesigen Obstangebot. Wir durften uns nach Herzenslust bedienen und wurden ausdrücklich aufgefordert, auch Reiseproviant zu „bunkern“ soviel wir wollten!
Auch für unser „geistiges“ Wohlbefinden wurde gesorgt: Uns - den „Wortakrobaten“- wurden vier „echte“ Akrobaten präsentiert, die jonglierten, Einrad fuhren, sagenhafte Kunststücke vorführten und eine tolle Stimmung verbreiteten. Die waren wirklich spitze! Alles wirkte so leicht und locker – aber es steckte großes Können dahinter!
In der Berliner Vertretung der Europäischen Kommission gab es am Abend ein buntes Programm mit Vorträgen, Essen und Jazz.
Der deutsche Schülerzeitungskongress im Haus der Friedrich-Ebert-Stiftung begann mit einer Fishbowl-Diskussion.
Zwischen den Workshops boten Akrobaten kurzweilige Unterhaltung.
Vor der Heimfahrt ein bisschen Berlin.
Um 18 Uhr endete diese Pflichtveranstaltung und wir bewegten uns - wieder mit dem gesamten Gepäck – in Richtung Busbahnhof. Da unser Flix erst um 8.30 Uhr losfahren sollte, hatten wir noch einen kleinen Zwischenstopp auf dem Breitscheidt-Platz bei der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Frau Fink und Herr Barth ließen sich dort bei einer „Berliner Weißen“ nieder (das ist ein Getränk, keine blasse Berlinerin), bewachten unser Gepäck und verschafften uns dadurch „Freilauf“, um wenigstens etwas Berliner Luft zu schnuppern. So hatten wir dann doch noch ein „Mini-Shopping-Erlebnis“ nach diesen beiden stressigen Tagen. Um 8.30 h hieß es dann Berlin, ade.
Wollt ihr wissen, wie die Heimfahrt war? Siehe Hinfahrt!
Hier noch ein paar Einzelmeinungen zu unserem Abenteuer Berlin:
Annemarie: „Diese Fahrt war ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Der anfängliche Stress war schnell vergessen, als wir uns im Plenarsaal des Bundesrates einfanden und öffentlich für unsere Schülerzeitung geehrt wurden. Auch der Workshop am nächsten Tag war interessant und lehrreich. An manchen Stellen hätte ich mir gewünscht, etwas mehr Eigeninitiative einbringen zu können, statt nur zuzuhören, was wegen unseres Schlafdefizits nicht ganz einfach war.“
Lisa T. und Jonathan: „Schön war´s! Aber auch sehr anstrengend. Berlin ist sehr weitläufig und ständig mussten wir mit U-Bahn und Stadtbus von A nach B, dann zurück zu A, von da nach C. Und das bisweilen mit unserem ganzen Gepäck in überfüllten Bussen und Waggons. Das stieß nicht immer auf Verständnis geschweige denn Wohlwollen bei Busfahrern oder ortsansässigen Mitfahrern. Die Berliner behielten ihren Unmut nicht für sich und so lernten wir mehrfach die berühmte „Berliner Schnauze“ kennen: Det jeht aba nich, dat Se mit ihrm Jepäck hier allet vollstellen! Müssen Se denn alle uff eenmal fahrn? Es gab aber auch janz Nette, die uns weiterhalfen und uns erklärten, wo wir umsteigen müssen ...“
Leon: „Dieses Gefühl, im Plenarsaal des Bundesrates zu sitzen und zu wissen: Hier sind die besten Schülerzeitungsredakteure Deutschlands - und wir gehören dazu - das war schon krass! Toll fand ich auch, dass wir andere Zeitungsmacher aus Bonn, Köln und viele aus Bayern kennengelernt haben! Es war eine wirklich schöne Fahrt mit ganz viel „Input“ und ich wäre jederzeit wieder dabei!“
Monika Fink Jugendpresse Deutschland, Jonas Müller, Christoph Barth