Outdoorfahrt

In Aktion, Berufsorientierung, Fahrt, Sport by Jan Schlueter

im nebligen Schwarzwald

Der Schwarzwald – bekannt für traumhaft tief verschneite Wälder und schneesichere Langlaufloipen. – Doch die Realität in diesem Rekordwinter in Zeiten des Klimawandels (ØT +6°C über dem Mittel des Monats Februar der Jahre 1960-1990) sieht anders aus: Grau, grün und braun.

Schon zwei Wochen vor Beginn der erst im Dezember entwickelten Fahrt für den Sport LK der Stufe 11 und weitere interessierte Schüler der Stufen 9-12 hatte sich abgezeichnet, dass die Langlauffahrt eine Fahrt für andere Draußenaktivitäten werden würde. 16 Schüler brachen am 1.2. mit Damian Gindorf von unserer Mätthi, Adrian Wirtz, Sportreferent der DJK im Bistum Trier und Alumni unserer Realschule sowie Gaby Heidemann vom AMG Trier auf die dreitägige Reise auf.

So ging es nach einem gemütlichen Ankunftsabend in der Jugendherberge Freudenstadt am ersten Tag statt auf die Loipe zum Bogenschießen nach Klosterreichenbach. Dort lehrte uns der Sport mehr als nur Bewegung und Spaß. Vielmehr erwies sich der Mehrwert von Konzentration und Achtsamkeit im Leben, den das Bogenschießen uns lehrt. Präzision geht nicht mit Hektik, sondern nur mit Ruhe und Gelassenheit. Nicht selten ergaben sich Momente vollständiger Stille in der Halle. Hartmut Frey als Gastgeber verwies darauf, dass „der Himmel sich öffnet“, wenn wir aufmerksam auf das werden, was um uns herum an Schönem und Faszinierendem auf uns wartet. So wurde das Bogenschießen zum Symbol für das, was unserer Welt heutzutage fehlt: Achtsamkeit für sich selbst, Achtsamkeit für andere, Achtsamkeit für die Grundlagen unseres Lebens und damit vor allem Achtsamkeit für Gott, den Schöpfer.

Achtsamkeit - Das sollte auch das Stichwort für die nächsten Tage sein. Neben sportlichem Ehrgeiz, der auch beim Bogenschießen nicht fehlen durfte und uns spannende Wettkampfspiele bescherte, lernten wir am nächsten Tag den Nationalpark Schwarzwald auf erlebnisreichen und spannenden Wanderrouten ebenso wie auf zähen breiten Forstwegen, die unser Durchhaltevermögen herausforderten, kennen.

Im dichtesten Nebel des Nordschwarzwaldkammes gestartet, ging es auf der felsigen Schneide des Karlsruher Grats (Eichhaldenfirst) Schritt für Schritt unter die Wolkendecke. Anregende leichte Kletterstellen wechselten mit ausgesetzten Gehpassagen. Leichter Nervenkitzel und die mystische Stimmung erzeugten unvergessliche Momente. Darauf folgte eine lange Passage breiter Forstwege, die einige mental und körperlich sehr herausforderte. Elf Schüler zogen die ganze Tour durch und wurden belohnt mit einer spektakulären Klamm mit zahlreichen Wasserfällen unterhalb der Klosterruine Allerheiligen. Zum Schluss stand aber auch noch der Schlussanstieg mit 500 Höhenmetern vorbei an entlegenen Schwarzwaldhöfen an. Es kam die Frage auf, wie fit der Briefträger wohl werden würde, wenn wir jeden Tag eine Postkarte an das oberste Haus der Siedlung Wahlholz schrieben…

Oben am Berg traten wir schließlich wieder in den mystischen Nebel ein und erreichten den Lotharpfad, der auf unzähligen Holzbohlen durch das Windwurfgebiet des Orkans Lothar aus dem Jahr 1999 führt. Weil am Zielort an der Schwarzwaldhochstraße noch 30 Minuten Zeit war bis der Bus kam, gingen wir den 900m langen Rundweg einfach nochmal. Dann waren es immer noch 8 Minuten und Herr Gindorf fragte, wer den Weg denn noch einmal laufen wolle. So schloss sich für vier Schüler in der aufkommenden Dunkelheit eine dritte Runde im Laufschritt an.

Am Ende eines langen Tages, auf dem knapp 25km Strecke bei etwa 750 Höhenmetern zurückgelegt worden waren, stand wie am Vortag ein entspannter Abend im Erlebnishallenbad neben der Jugendherberge mit Vitalbereich, Rutschen, Außenbecken und Sprungturm an. Außerdem blieb anschließend noch Zeit für gemeinschaftlichen Spaß bei Tischtennis, Kicker und einigen Gruppenspielen.

Der letzte Tag brachte mit einem Orientierungslauf in die Tiefen des Nordschwarzwaldes um Freudenstadt noch einmal einen dritten anregenden und sportlichen Programmpunkt. Auf einer Strecke von knapp 10km Länge mussten die Schüler in 4er-Gruppen insgesamt 5 Stationen auf verschiedenen Routen nur mit Karte und Kompass ansteuern und möglichst als Erstes zurückkehren. Alle bewiesen als Gruppe, dass sie in der Lage waren, sich zu orientieren und weise Entscheidungen zu treffen.

Nach den drei Tagen steht eine Fahrt, die Spaß und Zufriedenheit hervorbrachte. Eines hat sie erwiesen: Dass aus Konzentration und Achtsamkeit ein echtes Gruppengefühl entstehen kann, dass sich durch das ständige Miteinander mehr Freude entwickelt, als in der permanenten Berieselung digitaler Medien. Das Verbot von Handys, Kopfhören und allem anderen, was uns taub und empfindungslos macht für die Schönheit dieser Welt, wirkte und fand nach diesen Erfahrungen breite Zustimmung.

Wir Menschen sind doch einfach mehr als Kilobytes, die als Daten durch Kabel und WLAN-Netze rauschen. Wir sind soziale Wesen, die sich gegenseitig das geben, was wir brauchen. Und so entstand für 19 Menschen aus Achtsamkeit, Konzentration, Aktivität, Sport und Bewegung, Spiel und Spaß eines: Dankbarkeit, übergroße Dankbarkeit, Dankbarkeit für alles, was in diesen drei Tagen war und für alles, was uns umgibt.

DANKE, liebe Schüler, DANKE, liebe Lehrer, für diese phantastische Fahrt.



  25.02.2024  Damian Hippolyt Gindorf  Noah Hilgers, Hartmut Frey et al.