... oder „Was wurde aus den Jugendlichen?“
Am 28. September hatten unsere Schüler der oberen Klassen die Gelegenheit, einen professionellen Schriftsteller kennen zu lernen. In der Aula stellte Herr Reinhardt sein Buch „Edelweißpiraten“ vor, in dem eine Gruppe Jugendlicher aus Köln den Widerstand gegen Hitler wagt. Dabei handelten die Jugendlichen zuerst nicht aus politischen Motiven, sondern weil sie sich nicht den zahlreichen Regeln und Zwängen unterordnen wollte, also weil sie über ihre Freizeit und Lebensweise selbst bestimmen wollten.
Das fing schon mit der Verweigerung an, in die Hitlerjugend zu gehen. Die Folgen bekamen sowohl Jungs als auch Mädchen erst nach und nach zu spüren: keine Lehrstelle, Mobbing in Schule und Ausbildung (wenn sie dann doch eine Lehrstelle hatten), Verhaftung, Verhöre, Schläge und Schlimmeres. Dazu zeigte Herr Reinhardt originale Fotos aus dieser Zeit, die zeigten, wie die Jugendlichen sich auch in Kleidung und Haarschnitt den Vorschriften unterwerfen mussten.
Unsere Schüler verfolgten die Erklärungen und die anschließende Lesung mit Interesse, teilweise auch mit Betroffenheit, besonders wenn sie erfuhren, dass es die jungen Leute in dem Roman wirklich gegeben hat. Dabei erklärte Dirk Reinhardt seinen Zuhörern, wie ein Schriftsteller arbeitet, z. B. woher er seine Quellen hat, dass er natürlich die Namen und Situationen der Personen ändert, jedoch Geschichten schreibt, die ihm so erzählt wurden, wie Menschen das erlebt haben. Natürlich gehört auch das Studium historischer Quellen dazu, alles in allem bedeutet das viel Recherche und Vorarbeit.
So stellten unsere Schüler denn auch Fragen wie: „Was wurde aus den Jugendlichen später?“ – „Wer hat überlebt?“ – „Woher haben Sie die Fotos?“, aber auch Fragen wie: „Was verdienen Sie am Verkauf eines Buches?“ – „Wie lange schreiben Sie daran?“ und viele andere.
Dirk Reinhardt kommt aus einem Dorf in der Nähe von Gummersbach. Neben Fußball und Musik begeisterte er sich als Schüler besonders für das Lesen, seine Lieblingsschriftsteller waren z.B. Mark Twain, Daniel Defoe, Charles Dickens und J.F. Cooper, so dass er selbst zu schreiben begann. Nach dem Abitur studierte er Germanistik und Geschichte. Er betätigte sich später als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni; weiter arbeitete er als Journalist und Texter.
Weitere Jugendbücher von ihm sind „Anastasia Cruz“ und „Train Kids“.
Dirk Reinhardt überzeugt, weil er Jugendliche aus einer ungewohnten Perspektive in ihrer tatsächlichen Lebenswirklichkeit beschreibt. Die jungen Leute handeln, bedingt durch die ernsten Umstände, erwachsen, bleiben dabei aber trotzdem Kinder und Jugendliche, die ein – lebensgefährliches – Abenteuer erleben. Seine Sprache ist dementsprechend teilweise einfach, klar und spannend.
Waltraud Koll und Kerstin Gladytz Rebekka Fonck, Titelcollage: Christoph Barth © Stefan Haas / Julienne Haas