Zeitreise in die antike Römerstadt

In Aktion, Exkursion, Fachbereich, Fahrt, Kultur, Latein by Jan Schlueter

... und eine Reise auf Umwegen: Lateinfahrt nach Xanten

An einem sonnigen Maiwochenende, vom 09. bis zum 11.05.2025, machten sich die Lateinklassen 9b und 10b mit ihren Lehrkräften Herr Roßler und Frau Klink auf die Reise in eines der größten römischen Militärlager der Antike: Xanten! – oder, wie die spätere Kolonie zur Römerzeit hieß: Colonia Ulpia Traiana, benannt nach ihrem berühmten Gründer, Kaiser Trajan, um das Jahr 100 nach Christus.

Xanten entwickelte sich zu einer enorm bedeutsamen römischen Stadt nördlich der Alpen. An der Stelle des einstigen Legionslagers befindet sich heute einer der größten archäologischen Parks in ganz Europa. Es war beeindruckend und anschaulich zu erleben, wie greifbar echt verschiedene Teile der römischen Stadt rekonstruiert wurden: das Amphitheater, in dem das „Feeling“ der antiken Arenakämpfe spürbar wird, die Stadtmauer und das Stadttor, das an die „heimische“ Porta Nigra in Trier erinnert, die Ruine des Hafentempels, bei dem man nicht sicher weiß, welche römische Gottheit dort verehrt wurde, und weitere römische Gebäude wie eine Taverne und Wohnräume.

Dank einiger Hürden bei Benutzung der Deutschen Bahn gestaltete sich die An- und Abreise etwas mühseliger als gedacht; dennoch fanden zum Glück alle ihren Weg zur Jugendherberge und gingen nicht während der acht Umstiege auf der Strecke verloren.

Zuerst erfolgte ein interessanter Besuch des Römermuseums, in dem wir zum Beispiel erfuhren, dass in Xanten auch der berühmte Kaiser Caligula seinen Namen Soldatenstiefelchen“ erhielt, weil er als Kind versuchte, in den viel zu großen Schuhen seines Vaters zu laufen. Anschließend machten zwei Workshops das antike Leben greifbar:

Ein Teil unserer Gruppe goss individuelle römische Münzen, auf dass diese sich bald im ganzen römischen Weltreich verteilen können. Ein anderer Teil wurde als Legionäre in die römische Armee aufgenommen und erlebte deren Alltag. Einige aus der "Adler-Truppe" schafften es sogar bis zum Centurio, Signifer und Aquilifer; zudem bewerkstelligten sie eine sogar fast schon professionelle „Schildkrötenformation“. Sollten sie ihre 25 Dienstjahre unbeschadet überstehen, winkt ihnen ein Stück Land als Belohnung – vielleicht sogar in der nicht allzu weit entfernten Veteranen-Kolonie: der Colonia Claudia Ara Aggripinensium, dem heutigen Köln.

Hier kehrten wir passenderweise auf der Rückreise ein und besichtigten die Ausstellung im Belgischen Haus als Teil des römisch-germanischen Museums, um etwas über die antike Stadtgeschichte und den Alltag der Bewohner zu erfahren. Auch hier gab es Anekdoten zu lernen: Der Stadtname etwa gründet sich auf die Ehefrau des Kaisers Claudius, der von ihr wohl geradezu genötigt wurde, doch endlich ihren Geburtstort aufzuwerten und in den Rang einer Colonia zu erheben. Obwohl Claudius nachgab, wurde es ihm nicht gedankt: Seine Frau soll ihn später mit einem Pilzgericht vergiftet haben, woraufhin sie ihren Sohn Nero auf den Thron brachte. Der wiederum dankte es seiner Mutter nicht… Aber das ist wohl eine andere Geschichte.

Glücklicherweise reduzierten sich die Umstiege an diesem Tag um die Hälfte, sodass wir zwar müde, aber vollständig von unserer kleinen Zeitreise nach Wittlich zurückkehrten.


 09.05.2025   Judith Klink    Judith Klink, Michael Roßler