Wunder gibt es immer wieder?

In Fahrt, Kultur, MSS, Schulseelsorge, Veranstaltung, Wallfahrt by Jan Schlueter

Sozialpraktikum der Schüler*innen der 10. Klassen in Lourdes

Auch in diesem Jahr begleiteten 10 Schüler*innen unter der Leitung von Herrn Gemmel im Rahmen eines Sozialpraktikums die einwöchige Bistumswallfahrt nach Lourdes.

Lourdes ist eine etwa 13.000 Einwohner zählende Stadt in der französischen Region Okzitanien unweit der spanischen Grenze. An der Grotte von Massabielle am Ufer des Flusses Gave de Pau soll dem 14-jährigen Hirtenmädchen Bernadette Soubirous im Jahr 1858 18 Mal die Mutter Gottes erschienen sein. Während dieser Visionen offenbarte die Mutter Gottes ihr eine Quelle an der Grotte, dessen Wasser heilende Kräfte zugeschrieben werden. Kranke Pilger*innen kommen seither mit der Hoffnung auf Heilung nach Lourdes, um von dieser Quelle zu trinken oder darin zu baden. Bis heute hat die römisch-katholische Kirche 70 Heilungen offiziell als Wunder anerkannt.
Bernadette Soubirous wurde am 8. Dezember 1933 von Papst Pius XI. heiliggesprochen.
Lourdes ist einer der weltweit meistbesuchten Wallfahrtsorte; für das Jahr 2023 werden rund 3,5 Millionen Wallfahrer erwartet.

In den frühen Morgenstunden des 13. September starteten wir mit dem Reisebus in Trier und begaben uns Richtung Nevers in Zentralfrankreich, wo die Hl. Bernadette ab 1866 bis zu ihrem Tod als Ordensschwester in einem Kloster der Karmelitinnen lebte und ihr Leichnam aufgebahrt wird. Am Abend feierten wir dort den ersten Gottesdienst mit der Pilgergruppe.

In Lourdes angekommen gestalteten sich die Aufgaben für die Schüler*innen anders als in den letzten Jahren: Leider konnten diesmal keine kranken Pilger*innen gemeinsam mit dem Malteserorden anreisen, deren Unterstützung eigentlich das Herzstück des Sozialpraktikums bildet. Schnell jedoch fanden sich genügend andere Einsatzorte, beispielsweise beim Be- und Entladen der Koffer aus dem Bus oder einfach mal ein Gespräch mit den anderen Pilger*innen unserer Reisegruppe. Außerdem bot sich den Schüler*innen die Möglichkeit, zahlreiche liturgische Dienste während der Wallfahrt zu übernehmen; sei es als Vorbeter*in während des Kreuzweges, Träger*in von Fahne und Kreuz des Bistums während der täglichen Sakraments- und Lichterprozessionen, Sänger*in im Pilgerchor oder Messdiener*in – alle konnten Einblicke in zahlreiche Aufgabenbereiche nehmen und auch neue Talente entdecken, die sonst womöglich im Verborgenen geblieben wären.

Begleitet wurde die Wallfahrt von Weihbischof Robert Brahm, welcher mit der Pilgergruppe unter anderem einen Gottesdienst an der Grotte zelebrierte. In seiner Predigt griff er den Refrain eines bekannten Schlagers der 70er-Jahre auf:

Wunder gibt es immer wieder
Heute oder morgen
Können sie geschehen
Wunder gibt es immer wieder
Wenn sie dir begegnen
Musst du sie auch sehen“

Wer Wunder erleben will, der muss also auch offen dafür sein, muss sie sehen wollen. Nebst der bisher 70 offiziell anerkannten Wunderheilungen gibt es rund 7.000 Meldungen über weitere Heilungen im medizinischen Büro – so lässt sich erkennen, dass bereits viele Menschen in Lourdes etwas erlebt haben, das für sie als Wunder gilt, vielleicht auch ganz unabhängig vom Aspekt einer physischen „Wunderheilung“.

Gerade durch den zwischenmenschlichen Kontakt entstanden Gespräche und Diskurse, die uns neue Sichtweisen eröffneten und teils noch lange Zeit nachwirken werden. Ebenso trug die Begegnung mit den zahlreichen verschiedenen Kulturen, die sich alle aus demselben Grund an diesem Ort versammelt hatten, dazu bei, einmal über den eigenen Tellerrand zu blicken. Im Besonderen sind die allabendlichen Lichterprozessionen mit tausenden Teilnehmer*innen sowie die sonntägliche internationale Messe in der unterirdischen Basilika vielen von uns durch die unvergleichliche Atmosphäre in Erinnerung geblieben.

So können wir festhalten, dass Lourdes ein Ort ist, an dem man im eigenen Glauben wachsen kann und vielleicht auch der ein oder andere von uns in gewisser Weise sein persönliches, kleines Wunder erlebt hat.


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  20.09.2023   Francesca Mehles   n. a.