Demokratietag der neunten Klassen

In Aktion, Exkursion, Fachbereich, Fahrt, Sozialkunde by Charlotte Lübken

Besuch auf der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang

Am 13. Juni 2023, direkt nach den Pfingstferien, ging es für die neunten Klassen zum Demokratietag auf Tour zu der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang in Schleiden, Nordrhein-Westfalen. Nach der etwa eineinhalbstündigen Busfahrt sind wir auf dem umfassenden Gelände angekommen, auf dem uns erstmal eine atemberaubende Aussicht auf die Talsperre erwartete, bevor überhaupt um zehn Uhr unsere Referent*innen klassenweise mit der Tour auf dem Adler-Hof, sozusagen der zentrale Platz dieser Burg, starteten.

Kurz zur bildlichen Vorstellung der Umgebung und wie man sich eine Ordensburg vorstellen kann: Eine Ordensburg ist eine Art Ausbildungslager für zukünftige Führungskräfte der NS, in dem militärische Ausbildung eher Nebensache war, dafür aber vor allem nationalsozialistische Werte unterrichtet wurden. Dieses Lager wurde auf einem Berghang gestaltet, durch dessen Tal ein sich schlängelnder, letztlich gestauter Fluss fließt. Das Wort “gestaltet” ist dabei bewusst gewählt, da der Architekt die Anlage so in den Hang integriert hat, dass sie die NS-Ideologie bestmöglich unterstützt und der Ordensjunker, das ist der an das Mittelalter angelehnte Begriff der dortigen Auszubildenden, Aufstiegschancen demonstriert.

Uns diese Aspekte klarzumachen, war letztlich der Anfang der Führung inklusive weiterer besonderer Informationen und Original-Bilder, die natürlich auch sehr eindrucksvoll waren. Ein anderes Wort, um hunderte von Menschen in curry-brauner Uniform zu beschreiben, die allesamt Hitler auf dem Plateau über ihnen mit dem Hitlergruß grüßen, wäre wahrscheinlich unzutreffend.

Wie dem auch sei, ging es dann im nächsten Teil weiter zu dem sogenannten “Fackelträger” auf dem Sonnenwendplatz, ein Steinrelief mit einem muskulösen Mann, ganz nach dem Vorbild der Arier, der eine Feuerschale als Symbol für die nationalsozialistische Ideologie hochhält, und zu einem Schwimmbad, was infolge der Flutkatastrophe sogar von dortigen Schulen als Alternative genutzt wird oder auch privat in Anspruch genommen werden kann. Generell ist wichtig zu erwähnen, dass diese Anlage nach dem zweiten Weltkrieg erst von der britischen Armee als Truppenübungsplatz, dann von belgischen Militärstreitkräften übernommen wurde, bis es zur heutigen Nutzung als historische Stätte, Gasthaus, Schwimmbad, Restaurant und bald noch weiterer Gebäude kam.

Über den Sportplatz, der ebenfalls wie alle anderen Gebäude mit nationalsozialistischen Symbolen versehrt ist und den Platz für täglichen, harten Sport darunter auch Reitsport darstellt, zu einer Art Tribüne mit Aussicht auf den Sportplatz vor einer kleinen, podestartigen Erhöhung, auf der auch Reden stattgefunden haben, was insgesamt sehr den Eindruck eines Amphitheaters gemacht hat.

Weiter ging es dann in eines der Kameradschaftshäuser, in dem uns noch weitere Informationen über die teils auch sehr kaltblütigen Aufgaben der Ordensjunker berichtet wurden, bis wir dann zu der “Ehrenhalle” kamen, in der zur NS-Zeit populäre, für den Nationalsozialismus gefallene Leute in Erinnerung gehalten wurden, wobei die Namen natürlich alle von den Alliierten und Assoziierten aus der Wand geschossen und beschädigt bis zerstört wurden, wie auch die meisten anderen nationalsozialistischen Symbole, außer ein in den Boden gesetztes Hakenkreuz in der Ehrenhalle, was zufälligerweise die Zeit überstanden hat, jedoch mit Holzplatten verdeckt und Fotoverbot versehen wurde, aber dennoch ein sehr mulmiges Gefühl erzeugte.

Schließlich endete die Führung mit der Besichtigung der Burgschenke, eine an das Mittelalter, wie die meisten Dinge in der Ordensburg, angelehnte Halle, die an eine Mensa erinnert, und auch einen Raum für Gespräche der nationalsozialistischen Führungskräfte bot.

Mit einem kräftigen Applaus verabschiedeten wir uns dann von unserem uns zugeteilten Referenten und hatten noch Zeit zur freien Verfügung, die die meisten mit einem Besuch in das dortige Restaurant verbrachten, da das Runter- und wieder Hochgehen des Hanges bei dieser Hitze wohl doch sehr kräftezehrend war, bis es dann um halb drei zurück zu unserer Schule ging.

Kurzgesagt war es ein sehr informativer Exkurs, der unter anderem den Geschichtsunterricht passend ergänzte und uns uns an das Glück erinnern ließ, in einer Demokratie zu leben und zumindest nicht im Land selbst Krieg zu haben...


 13.06.2023   Miká Berens